Deutsch-Polnischer Workshop: Großfiguren – Bau und Spiel, Teil 2

Fertigstellung der Puppen und Vorbereitung auf die Parade – 2. Wochenende des Workshops / 22. bis 24. Oktober 2021

Das zweite lange Wochenende des Workshops begann am Freitagnachmittag, 22. Oktober. Die Gruppe traf sich für die ersten zwei Stunden in den Theaterwerkstätten. Nach kurzem Austausch über das individuelle Arbeitsstadium jedes/r Teilnehmer:in, teilte sich die Gruppe auf und jede/r kehrte an sein Werkstück zurück. Am Abend sammelte sich die Gruppe wieder für einen Besuch des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters. Zusehen war das Gasttheaterstück „Malala – Das Mädchen mit der Kugel im Kopf“ gespielt von Teatr Odnaleziony Jelenia Góra in polnischer Sprache mit deutscher Simultanübersetzung.

Der nächste Tag des Workshops begann um 10 Uhr mit ein paar Aufwärmübungen. Nach kurzer Einführung machte sich jede/r Teilnehmer:in an die Arbeit an seiner Puppe. Zu diesem Zeitpunkt waren alle Figuren-Entwürfe der Teilnehmer:innen soweit fertig, um bemalt und angezogen zu werden. Mit dem Einsatz von Farben und Pinsel wurde nun jeder Puppe ein individuelles Aussehen und ein Charakter verliehen. Diese Arbeitsphase brachte allen Beteiligten viel Freude und Zufriedenheit. Anschließend erfolgte das Bekleiden der Puppen. Mit den Materialien aus der Nähwerkstatt des Theaters und mit dem Knowhow einer Theater-Schneiderin fertigten die Teilnehmer:innen individuelle Kostüme für ihre Puppen an. Die eine oder andere Teilnehmer:in arbeitete auch selbständig an der Nähmaschine.

Nach dem Mittagessen (das wie immer köstlich war!) machte sich die Gruppe an den letzten Schliff und die Fertigstellung ihres Projektes. Zu dieser Zeit kamen auch Jugendliche aus dem Kulturzentrum Jelenia Góra zum Workshop. Sie hatten Groß-Figuren dabei, die zuvor auf dem Straßentheaterfestival „Spotkania“ in Jelenia Góra aufgetreten waren. Die Groß-Figuren sollten sich zu den anderen Puppen gesellen, die während des Workshops entstanden waren, um sich gemeinsam bei der Parade am Sonntag zu präsentieren.

Am Nachmittag trafen auch sechs Musiker aus Polen, Deutschland und Syrien am Veranstaltungsort ein. Normalerweise spielen sie in verschiedenen Formationen und dies war das erste Mal, dass sie sich in dieser Gruppe trafen. Die Herausforderung bestand darin, für jede der Puppen einen musikalischen Hintergrund zu schaffen. Bevor die Musiker mit den Puppen und ihren Schöpfern zu arbeiten begannen, übten sie intensiv und lernten sich und ihre jeweiligen Spieltechniken kennen. Das bestätigt, was man immer wieder sagt: Musik kennt keine Sprachbarrieren und kann wunderbar Menschen verbinden. Die Musiker konnten sich trotz ihrer unterschiedlichen Sprachen mit Klängen und Gesten verständigen. In kurzer Zeit gelang es ihnen, eine gemeinsame musikalische Sprache zu finden. Dies war wichtig für die nächste Phase des Workshops, in der die Puppenspieler:innen mit den Musikern zusammenarbeiteten.

Nun war es an der Zeit eines/einer jeden Teilnehmer:in seine Figur zu benennen und kurz ihren Charakter vorzustellen. Dies gab damit den Musikern ein Signal, in welche Richtung die von ihnen geschaffene musikalische Untermalung gehen sollte. Die Puppen umfassten eine Vielzahl von Figuren: Mooshutzel, Blaubeere, Steini, Wüste, Wassermann, Waldgöttin, Wassertänzerin, Eisblume, Sonne, Faun und Waldteufel.
Es wurde geprobt und jede/r Teilnehmer:in probierte seinen Puppentanz zur Musik der Band aus bis alle das Gefühl hatten, ihren Charakter der Puppe in der gespielten Musik wiederzufinden.
Es war schön zu beobachten, wie sehr sich beide Seiten gegenseitig inspirierten und mit welcher Leichtigkeit die Musiker von einer Melodie zur anderen wechselten, um gemeinsam die goldene musikalische Mitte zu finden.

Anschließend leitete Alice eine gemeinsame Probe aller Puppen als Vorbereitung für die Aufführung bei der Puppenparade ein. Dieser Moment erforderte von den Teilnehmer:innen große Konzentration, sowohl auf sich selbst und die eigene Puppe als auch auf die anderen. Die Steuerung einer Puppe, die aufgrund einer Gesichtsmaske oft nur eingeschränkt sichtbar ist, stellt eine große Herausforderung dar. Mit jeder Probe wurde jedoch deutlich, dass sich die Teilnehmer:innen immer sicherer in ihrer neuen Rolle fühlten.

Nach vielen Stunden intensiver Arbeit, Abendessen und Diskussionen ging der zweite Tag des Workshops gegen 20:00 Uhr zu Ende. Die Teilnehmer:innen gingen müde, aber voller Vorfreude auf die Parade am Sonntag, in ihre Hotels zurück.

Am Sonntagmorgen versammelte sich die gesamte Gruppe in den Theaterwerkstätten. Alice hatte eine neue Schauspiel- und Aufwärmübung für sie vorbereitet. Voll motiviert, machten sich die Teilnehmer:innen dann auf den Weg zu ihren Groß-Figuren . Der Vormittag und der frühe Nachmittag waren ganz dem Einstudieren der Choreografie und des Tanzes aller Puppen gewidmet. Während dieser Zeit wurde der gesamte Ablauf der Parade in Detail geplant. Die intensive Probenzeit endete in einem Kreis, in dem alle Teilnehmer:innen gemeinsam mit Alice freudige Rufe ausstießen und sich motiviert auf den Weg zur Parade machten.